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PDF/X mit Boardmitteln

Adobe Acrobat 6.0 Professional

PDF/X mit Bordmitteln

Die ISO-Norm PDF/X beschreibt, wie Druckvorstufen-PDFs auszusehen haben. Adobe Acrobat 6.0 Professional erstellt und prüft PDF/X-Dateien ohne Drittherstellererweiterungen. Häme Ulrich zeigt, wies gemacht wird.

HÄME ULRICH Adobe Acrobat 6.0 Professional ist die erste Adobe-Applikation mit voller PDF/X-Unterstützung. Da die allermeisten PDF-Dateien in der Druckvorstufe mit dem Acrobat-Paket erstellt werden, dürfte dies die Verbreitung der ISO-Norm PDF/X fördern.

Doch zuerst zur eigentlichen Norm PDF/X, bevor wir im zweiten Teil des Artikels auf die Erstellung und Prüfung von PDF/X mit Adobe Acrobat 6.0 Professional eingehen. «Wozu schon wieder eine Norm, jetzt hätten wir doch PDF», mögen die einen oder anderen vielleicht denken. PDF/X ist kein neues Datenformat, es ist eine auf der Adobe-Spezifikation PDF 1.3 aufgebaute Untergruppe. Sozusagen ein Rezept der ISO, auf dem steht, wie ein druckvorstufentaugliches PDF zuzubereiten ist: welche Zutaten (Elemente) drin sein müssen und was nicht ins Menü gehört. Eine Beschränkung von PDF auf druckvorstufenrelevante Punkte also. Zwar konnte man mit der Verwendung geeigneter Distiller-Joboptions (Distiller-Einstellungen) einigermassen sicherstellen, dass PDF-Dateien nach Vorgaben des Dienstleisters erzeugt wurden. Wer aber PDF-Dateien direkt erstellen will (Adobe InDesign Direktexport), muss zusätzliche Prüfmöglichkeiten haben. Auch «Normalizer», die Workflowhersteller anbieten, um PDF-Dateien zu erstellen, verfügen oft noch nicht über die Bordmittel, um PDF/X direkt zu erzeugen.

Es gibt auch noch einen anderen Aspekt für die Notwendigkeit eines Gütesiegels für Druckvorstufen-PDF. Nicht selten liest man auf Offerten von Druckereien «Preis für belichtbare, gelieferte Daten». PDF gilt allgemein als gut belichtbar, sagt sich Otto Normalverbraucher und übermittelt der Druckerei eine PDF-Datei nach seinen eigenen Wertvorstellungen und rechnet mit dem offerierten Preis. Doch leider fehlen hier halt die Schriften. Und schon geht die Diskussion los: Was ist ein gutes PDF? Genau hier schafft eine weltweit gültige ISO-Norm eine Win-Win-Situation für Kunde wie für Druckerei. Die Offerte könnte dann lauten «Preis für gelieferte PDF/X-3-PLUS-Daten (Prüfprofil ab unserer Website downloadbar).»

Fast wie der Turmbau zu Babel

In der ISO fällt PDF/X unter die Referenznummer 15930. Total gibt es vier PDF/X-Varianten, wobei für die Praxis bloss zwei von Bedeutung sind. PDF/X-1 erlaubt Links zu externen Objekten. Dies macht PDF-Dateien möglich, die unter Umständen nicht mehr mit einem Standardwerkzeug wie Acrobat belichtet werden können. Dies ist der Grund für die nächste wichtige Version PDF/X-1a. Hier sind bloss CMYK und Sonderfarben erlaubt, wobei in PDF/X-3 zusätzlich geräteneutrale Farben (Lab, RGB mit ICC-Profil) zugelassen werden. Diese Norm ermöglicht so als einzige einen durchgehenden Colormanagement-Workflow. PDF/X-2 ist noch nicht fertig normiert, ist aber für den Austausch von bewusst unvollständigen PDF-Dateien gedacht.

Die Softwarehersteller unterstützen die beiden Varianten PDF/X-1a und PDF/X-3. PDF/X-1a kommt vor allem in der USA vor, während X-3 in Deutschland und in der Schweiz empfohlen wird. Dies kommt daher, dass X-3 ursprünglich ein europäischer Gegenvorschlag zu PDF/X-1 war. Man hat sich dann auf zwei Normen geeinigt.

Die Tabelle im Kasten gibt eine Übersicht über die beiden wichtigen ISO-Normen.

Beilagen

PDF/X verlangt ein paar druckvorstufenspezifische Zusätze, die eine normale PDF-Datei in aller Regel nicht kennt:

Output Intent: Er hat die Aufgabe, die Ausgabe zu beschreiben. Dazu sind zwei Varianten möglich: ein der Datei angehängtes ICC-Profil oder ein Verwies auf die Charakterisierungsdatenbank der ICC (www.color.org). Weil PDF/X für den blinden Datenaustausch gedacht ist, muss im Falle von geräteneutralen Farbräumen dem Dienstleister mitgeteilt werden, in welchen Zielfarbraum er die Datei transformieren soll. Auch dazu soll der Output Intent verwendet werden. Dann gibt es bereits erste Proofer-RIPs und Color Server, die der PDF-Datei angehängte Output Intents extrahieren und anwenden.

Version Key: Dies ist eine Art Stempel in der Datei und gibt an, ob und um welche Variante von PDF/X es sich handelt.

Trapping Key: Ein Etikett im PDF, das drei Zustände kennt, wobei PDF/X nur zwei erlaubt. Er gibt nämlich an, ob die PDF-Datei bereits überfüllt ist oder nicht. Er darf einfach nicht auf unbekannt stehen.

PDF-Boxen: Seit PDF 1.3 gibt es Boxen, die verschiedene für die Ausgabe wichtige Angaben machen. So muss in PDF/X die Trimbox oder die Artbox vorkommen, gleichzeitig dürfen sie nicht gesetzt sein. Die Trimbox gibt das Nettoformat an, während die Artbox frei definierbar ist und die Angabe eines bestimmten Ausschnitts im PDF möglich macht. Digitale Bogenmontage-Software platziert PDF-Dateien nach der Trimbox auf dem Bogen. Optional kann die Bleedbox gesetzt werden. Sie markiert den Anschnitt. In jedem Fall muss die Mediabox vorhanden sein. Sie stellt die eigentliche Grösse der PDF-Datei dar.

Was muss geprüft werden?

Eine PDF/X-Prüfsoftware muss mindestens die Elemente Version Key, Boxen und Farbräume prüfen können. In der PDF/X-Norm sind weder minimale Auflösung noch Anzahl Farbkanäle vorgegeben. Dies ist auch richtig so. Es gibt keine für alle Druckverfahren optimale Auflösung. Auch kann die ISO nicht vorschreiben, wie viele Druckwerke für den Auftrag gebraucht werden können. So hat man sich entschieden, solche auftragsspezifischen Parameter nicht in die Norm zu nehmen. Trotzdem kann eine PDF-Datei mit Bildern in 72-dpi-Auflösung und 47 Farbkanälen nicht gedruckt werden. Wenn nun weitere, nicht in der ISO-Norm enthaltene Kriterien wie Auflösung und Anzahl Farbkanäle geprüft werden, spricht man nicht mehr von reinem PDF/X, sondern von PDF/X-PLUS.

PDF/X mit Adobe Acrobat 6.0 Professional

Adobe Acrobat 6.0 Professional unterstützt die Erstellung von PDF/X sowohl direkt mit dem Distiller wie auch die nachträgliche Veredelung durch die eingebaute Preflight-Funktion. Schauen wir uns den Distiller genauer an:

Adobe liefert zwei Joboptions für PDF/X mit. Es können auch eigene angefertigt werden. In den Einstellungen gibt es neu ganz rechts den Reiter PDF/X. Hier wählt man zu oberst, ob eine PDF/X-1a- oder eine PDF/X-3-Datei erstellt werden soll. Lustigerweise können in der uns vorliegenden Beta-Version beide Varianten gleichzeitig ausgewählt werden, was schliesslich zu einer PDF/X-1a-Datei führt. Gleich darunter gibt man an, ob eine nicht kompatible Datei erstellt werden soll oder ob der Job abgebrochen wird. Abbrechen ist das einzig Richtige hier.

Nun gehts um die notwendigen Boxen. Zuerst um Trim- oder Artbox, weiter unten um die Bleedbox. Distiller setzt auf Wunsch die Trimbox auf die Mediabox (PDF-Format) mit einem einstellbaren Versatz. Findet er jedoch Infos für die Boxen in der PostScript-Datei, so setzt er die Trimbox danach. Eine nicht vorhandene Bleedbox kann wahlweise auf die Mediabox oder mit einem Versatz zur Trimbox gesetzt werden. Doch auch hier hat eine allfällige Info in der PostScript-Datei Vorrang. Im Gegensatz zu Quark Xpress schreibt InDesign auch bei ausgeschalteten Schnittzeichen Infos für die Boxen in den PostScript-Code.

Unten im Dialogfeld gibt man den Output Intent an. Darunter können Ausgabebedingungen beschrieben werden, wobei dieser Eintrag freiwillig ist. Es folgt der Link zur Charakterisierungsdatenbank der ICC (www.color.org) und schliesslich wird der Wert des Trapping Key gesetzt. Standardmässig steht der Trapping Key auf «nicht überfüllt». Dies ist auch sinnvoll, weil erstens Quark Xpress auch heute noch nicht in der Lage ist, Composite-Daten zu überfüllen, und grundsätzlich PDF-Dateien erst am Schluss im Workflow automatisiert überfüllt werden sollten.

Wenn die PDF-Datei die PDF/X-Normen nicht erfüllt, wird der Grund dafür in der Log-Datei aufgelistet. Hier geht der neue Distiller also eine Stufe weiter als bis anhin und besitzt jetzt eigentliche Preflight-Funktionen.

Von High-End nach X

Eine bereits vorhandene High-End-PDF-Datei kann mit Acrobat 6.0 Professional auch als PDF/X-Datei abgespeichert werden. Dazu muss die Datei zuerst auf PDF/X-Eigenschaften geprüft werden. Dies geschieht mit der eingebauten Preflight-Funktion ( Preflight). Die hat hierzu extra den Button «PDF/X». Nach einem Klick darauf wählt man, welche PDF/X-Version erstellt oder geprüft werden soll. Für die Erstellung ist «Save as PDF/X-3» zuständig. Oben im Fenster muss man sich für ein PDF/X-3-Set entscheiden. Es geht dabei um den Output Intent und um die Beschreibung der Ausgabe. Um ein PDF/X-PLUS zu erzeugen – um also zusätzliche Prüfungen ausserhalb der Norm vorzunehmen – genügt ein Klick auf «Run additional checks». So werden zusätzlich die Anzahl Farbauszüge sowie die Mindestauflösung von Bytemaps und Bitmaps gecheckt. Jetzt braucht es nur noch den Klick auf «Save», um die Datei als PDF/X abzuspeichern. Fällt die Prüfung negativ aus, erklärt der Prüfreport, warum. Gute Dateien speichert Acrobat mit dem Zusatz X3 im Dateinamen.

Eigene PDF/X-Sets sind auch möglich. Diese müssen aber vor dem Preflight erstellt werden. Eine angelieferte Datei kann auf PDF/X-Kompatibilität geprüft werden. Und zwar mit einem simplen Anwählen des «Verify»-Knopfes.

Über «Extract ICC-Profile» wird der in einer PDF/X-Datei eingebettete Output Intent extrahiert, um ihn für Softproof am Monitor, für Hardproof oder für Farbtransformationen einzusetzen. Leider nutzt Acrobat 6.0 Professional den Output Intent nicht automatisch für Soft- und Hardproofs oder als Zielfarbraum für Farbtransformationen während der Ausgabe.

Wer oft PDF/X erstellt oder prüft, sollte die Möglichkeit nutzen und sich dazu eine Batch-Sequenz (Aktion) in Acrobat zurechtlegen.

Übrigens zeigt Acrobat jetzt die PDF-Boxen an. Früher waren dazu immer Dritthersteller-Plug-ins notwendig. Eingeschaltet wird die Anzeige in den Voreinstellungen unter «Page Display».

Fazit

Adobe hat mit Acrobat 6.0 Professional das Versprechen eingelöst, sich für PDF/X zu engagieren. Beeindruckend ist die Implementierung in Distiller 6.0. Bei der Umsetzung in Acrobat selber merkt man, dass die Technologie von einem Dritthersteller kommt. Sie erfüllt aber ihren Zweck und ist vor allem auf Windows extrem schnell. Die Werkzeuge für die Anwendung der ISO-Norm PDF/X sind nun vorhanden. Jetzt liegt es an uns Anwendern, PDF/X zum Alltag zu machen.