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PDFs das interaktive Laufen lehren

Ein PDF-Dokument mit Eingriffs- und Steuerungsmöglichkeiten ist äusserst interessant, denn die Erreichbarkeit über diesen Medienkanal ist enorm. Über einen Umweg lassen sich interaktive InDesign-Dokumente auch im PDF zum Laufen bringen.

Andreas Burkard Seit InDesign CS5 hat Adobe den PDF-Export in folgende Bereiche unterteilt: Adobe PDF (Druck) und Adobe PDF (Interaktiv). Bei der Wahl von Adobe PDF (Druck) handelt es sich im Grunde genommen um die PDF-Vorgaben der Vorgängerversion. Hier werden PDF-Dokumente für unterschiedliche Druckausgaben erzeugt. Doch die Option Adobe PDF (Interaktiv) war für etliche «Early Adapters» eine herbe Enttäuschung. Schuld daran waren die in Worthülsen gepackten Aussagen bei der Lancierung von CS5. Man könne nun im Handumdrehen animierte InDesign-Dokumente unter anderem als interaktive PDF-Datei exportieren, war zu hören. Exportiert man ein animiertes InDesign-Dokument über den PDF-Export Adobe PDF (Interaktiv), so ist das Resultat, die Interaktivität betreffend, ein «invalides» PDF. Da bewegt sich selbst mit dem aktuellen Acrobat 10 oder Reader 10 rein gar nichts. Zu verschieden sind die Welten.

Irreführender Export

Der interaktive PDF-Export aus InDesign besitzt im Grunde genommen die gleichen Einstellungen wie der Export Adobe PDF (Druck), nur sind diese anders dargestellt. Man kriegt über Adobe PDF (Interaktiv), vereinfacht, ein PDF in der Version 1.7. Ein Anwender muss also nicht mehr besorgt sein, ab welcher PDF-Version Weblinks, Lesezeichen, gewisse Schaltflächenvorgänge und Ebenen in das PDF-Format überführt werden können. Auch die Bildneuberechnung ist mit vereinfachten Komprimierungsvorgaben versehen.

Das Bedienfeld Schaltfläche gehört zum interaktiven Funktionsumfang von InDesign CS5 und höher. Bei der Festlegung einer Schaltflächenaktion zeigt der Unterbereich Nur PDF, was über den Export Adobe PDF (Interaktiv) lauffähig ist. Das Anspringen von Ansichten und die Option Datei öffnen sind aber alles Vorgänge, welche man bereits in den Vorgängerversionen mittels Hyperlinks erstellen konnte. Im PDF-Exportfenster von Adobe PDF (Interaktiv) kann man noch zusätzliche Darstellungsoptionen verwenden. Tatsache ist, dass mit der InDesign-Exportoption Adobe PDF (Interaktiv) bloss alter Wein in neuen Schläuchen verkauft wird …

Höhere Erwartungshaltung

Natürlich sind die beschriebenen Vorgänge auch als «interaktiv» zu werten. Doch mit der visionären Weiterentwicklung von InDesign CS5 im Bereich interaktive Dokumente wird von einem interaktiven PDF-Dokument mehr als schlichte Lesezeichen und Hyperlinks erwartet. InDesign kann in beeindruckender Weise Objekte animieren, Bildgalerien erzeugen, Schaltflächen mit weit reichenden Aktionen belegen, Audio und Video importieren und eine Abspielreihenfolge steuern. Diese Technik direkt im PDF auszuführen, gepaart mit einem konzeptionellen und gestalterischen Flair, findet beim Kunden oftmals die nötige Akzeptanz.

Das SWF-Format

Das Exportformat für interaktive Dokumente aus InDesign ist das SWF-Format. SWF steht für Shockwave Flash. Der Begriff Shockwave stammte ursprünglich von der Firma Macromedia, welche mit der Software Director und deren Programmiersprache Lingo auf Flash basierende Inhalte und 3D-Animationen vereinen und aus­geben konnte.

Die ursprüngliche Flash-Technologie stammt von der Firma Macromedia. Adobe hat Macromedia nach langwierigen Patentstreitigkeiten im Jahre 2005 für 3,4 Milliarden US-Dollar übernommen. Die Perle dieser Akquisition bildete aus damaliger Sicht die Flash-Technologie, welche von Adobe weiterentwickelt wurde.

Flash ist eine Technologie, um multimediale und interaktive Inhalte abspielen zu können. Die Möglichkeiten von Flash sind sehr breit gefächert und beinhalten Vektorgrafiken, Animationen, Rastergrafikformate wie JPG oder PNG, Videoformate wie MOV, AVI oder MPEG, Audioformate wie WAV oder MP3 sowie Flash-Videos in High-Definition.

Entwickler produzieren (meist mit Adobe-Software) Dateien im proprietären SWF-Format. Findet die Wiedergabe im Browser statt, wird das kostenlose Plug-in Flash Player benötigt. Doch Flash und PDF sind zwei Welten. Man kann Flash in das PDF-Format einbinden und ab Acrobat und Reader 9 gewissermassen abspielen. Der Flash Player ist demnach seit Version 9 in Acrobat und im Adobe Reader enthalten.

Flash und PDF

Flash und PDF war nie eine Hochzeit aus Liebe. Flash machte das PDF-Format versionsabhängig, in mancher Hinsicht träge und aktualisierungshungrig.

Ein Beispiel für Flash im PDF sind seit Acrobat 9 die PDF-Portfolios mit etlichen Gestaltungsvariationen. Die treibende Kraft hinter dieser animierten Darstellung ist Flash. Diese PDF-Portfolios zeigen ferner eindrücklich die Betrachtungsweise der Softwarearchitekten aus dem Land des Mega, dort, wo die strategischen Entscheidungen getroffen werden. Dass die PDF-Portfolios meist zu viel an Dateigrösse aufweisen, schleppend in Erstellung und Nutzung sind, oft nicht verstanden werden und sich durch die Versionsabhängigkeit schlecht für den breiten Einsatz eignen, ist eine andere Geschichte …

Unübersehbar ist aber der Trend, dass Flash über verschiedenste Wege in das PDF-Format einfliesst.

Der Umweg

Um nun ein interaktives InDesign-Dokument in ein lauffähiges PDF zu überführen, muss man aus InDesign CS5 oder CS5.5 erst eine .swf-Datei exportieren. Verwenden Sie dazu aus dem Menü Datei > Exportieren > Format Flash Player (SWF).

Die SWF-Exporteinstellungen sind schlicht. Sie beschränken sich im Wesentlichen auf die Ausgabegrös­se und die Bildneuberechnung. Die Option Interaktives Aufrollen der Seite einschliessen bewirkt, dass in der Datei automatisch der Flash-Aufrolleffekt enthalten ist.

Platzierung in Acrobat

Die Weiterverarbeitung ist abhängig vom Endprodukt. Wird die Animation in einen Teilbereich eines PDF-Dokumentes eingebunden, können Sie mit dem SWF-Werkzeug in Acrobat über den gewünschten Bereich einen Rahmen aufziehen, die .swf-Datei auswählen und in das PDF einbetten.

Das SWF-Werkzeug befindet sich in Acrobat 9 im Menü Werkzeuge > Multimedia > Flash-Werkzeug. In Acrobat 10 heisst das Werkzeug SWF und befindet sich im rechts verankerten Bedienfeld Werkzeuge unter Inhalt > Interaktives Objekt hinzufügen oder bearbeiten > Multimedia.

Soll das interaktive PDF die gleiche Grösse wie das interaktive InDesign-Dokument besitzen, so können Sie die .swf-Datei ganz einfach auf das Acrobat-Icon ziehen. Im Fenster SWF einfügen wird der Pfad dargestellt und danach in das PDF eingebettet.

Nachbessern

In Acrobat oder dem kostenlosen Adobe Reader ab Version 9 können Sie nun die Interaktionen im PDF testen. Dabei fallen zwei Dinge auf, die Sie vielleicht geändert haben möchten. Zum einen ist da der Abspielknopf der platzierten .swf-Datei, welcher unter Umständen als Symbol stören kann. Erst bei einem Klick auf diesen Button entfaltet sich die Animation. Wenn Sie diesen Abspielknopf weghaben möchten, machen Sie mit dem SWF-Werkzeug einen Doppelklick auf die platzierte .swf-Datei. Im Fenster SWF bearbeiten wählen Sie danach im Bereich Aktivierung wenn > Seite mit dem Inhalt ist geöffnet. Nach dem Speichern der PDF-Datei wird nun die Animation unverzüglich nach dem Öffnen der PDF-Datei abgespielt.

Unterschiedliche Masseinheiten

Optisch nicht ganz einwandfrei dürften ausserdem schmale weisse Ränder auf der linken und rechten Seite des Dokumentes sein. Diese weissen Ränder treten meist dann in Erscheinung, wenn per Drag and Drop die .swf-Datei direkt auf das Acrobat-Icon gezogen wird. Interessanterweise ist die Option Erscheinungsbild > Randbreit > Kein Rand im Fenster SWF bearbeiten machtlos.

Die Ursache für die weissen Ränder sind unterschiedliche Masseinheiten. Sie können dann entstehen, wenn Sie in InDesign mit dem Zielmedium Web arbeiten. Beim Zielmedium Web sind unter anderem die Masseinheiten in Pixel gehalten. Acrobat hingegen kennt keine Pixelmasse. Es handelt sich also um Rundungsdifferenzen. Wird in InDesign in Millimetern gearbeitet, danach die .swf-Datei exportiert und diese auf das Acrobat-Icon gezogen, so treten diese weissen Ränder nicht in Erscheinung.

Um die weissen Ränder zu entfernen, müssen Sie mit dem SWF-Werkzeug manuell an den entsprechenden Breitensymbolen der .swf-Datei ein wenig nach aussen ziehen. Danach steht dem interaktiven PDF-Dokument in Acrobat oder Reader 9 und höher nichts mehr im Wege.


Der Autor

Andreas Burkard arbeitet in der Mediengestaltung und der Ausbildung. Er macht seit vielen Jahren individuelle Trainings und Beratung rund um das Thema PDF und für die Adobe-Programme InDesign, Acrobat, Illustrator und Photoshop.

www.BurkardPublishing.ch

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