Ein CMYK-Farbraum fr alle Flle
Christoph SteffensIm letzten Editorial führte Herausgeber Martin Spaar aus, dass sich der Publisher seit Jahren für einen durchgängigen RGB-Workflow stark macht. Der CMYK-Farbraum sei zu eng, schreibt er, um darin alt zu werden. So gesehen erscheint es als schlechter Witz, wenn nun ein Artikel über einen neuen, CMYK-basierten Farbraum erscheint. Selbst dann, wenn dieser von Verbänden (Fogra) und Arbeitsgruppen (ECI) entwickelt wurde. Dennoch ist es wichtig, die Entscheidung für das eine oder gegen das andere auf eine solide Grundlage zu stellen.
Manch Publisher kennt die finale Ausgabebedingung der Drucksache, für die er seine Daten aufbereitet. Und er weiss auch, dass es für seine Daten nur eine einzige Ausgabebedingung geben wird. Das bedeutet, dass er weiss, auf welchem Papier und in welchem Verfahren sein Projekt gedruckt wird. Und er weiss, dass seine Daten ausschliesslich auf diese Weise gedruckt werden. Um es konkret zu machen, nehmen wir das Beispiel einer Drucksache, die im Bogenoffsetverfahren auf gestrichenes Papier gedruckt wird. In diesem Fall können alle Daten mithilfe eines einzigen Fogra-Standards in CMYK erstellt werden. Die visuelle Erscheinung des Drucks lässt sich am kalibrierten Bildschirm und im Proof «vorhersehen». Die Kommunikation der Farben ist einfach, ein einziges Proof für die Ausgabe auf dem oben genannten Papier und mit dem oben genannten Druckverfahren genügt.
Diese Vorgehensweise ist auch im Jahr 2018 noch üblich und weitverbreitet. Allerdings ist diese frühzeitige Bindung an eine Ausgabebedingung nur selten eine gute Idee.
Der einfache Grund dafür ist, dass die Ausgabebedingung eben nicht bekannt ist oder es mehr als nur eine gibt. Man denke an Anzeigen, die in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften gedruckt werden sollen. Oder an Daten, die im Offsetdruck auf ungestrichenem Papier, im Siebenfarben-Digitaldruck oder im Internet ausgegeben werden. Die Ausgabebedingungen gehen ins Extreme, nämlich zu bedruckten Tassen oder Citylightdisplays. Sich in diesem Fall schon bei der Erstellung auf eine Ausgabebedingung, also auf einen CMYK-Farbraum, festzulegen, wäre falsch.
In diesen Fällen bietet es sich an, die Bilddaten in RGB, beispielsweise eciRGB oder sRGB, zu erzeugen. Der Farbraum ist gross und eine Konvertierung in CMYK-Farbräume möglich.
CMYK vs. RGB
Dennoch haben viele Publisher mit einem solchen medienneutralen Prozess auch heute noch ihre Schwierigkeiten. Das hat viele Gründe. Abgesehen von der schieren Angst vor «Neuem» gilt die Arbeit im CMYK-Farbraum in Photoshop als tradiert und sicher. Für den Publisher ist der Umgang geübt und wird als stabil empfunden. Deshalb hat sich die ECI etwas überlegt: Wenn die Akzeptanz bei den Publishern bezogen auf medienneutrale Datenhaltung nicht vorhanden ist, warum soll man den Publishern dann nicht wenigstens einen druckverfahrenneutralen Ansatz anbieten? So war die Idee des eciCMYK-Farbraums geboren. Die Fogra hat diesen Farbraum dann in einen Druckstandard gegossen – FOGRA53.
ECI, die European Color Initiative, ist eine 1996 gegründete Expertengruppe, die sich mit der medienneutralen Verarbeitung von Farbdaten in digitalen Publikationssystemen beschäftigt. Ziele sind unter anderem die medienneutrale Aufbereitung, die Verarbeitung und der Austausch von Farbdaten auf der Basis der ICC-Color-Management-Standards und die Harmonisierung von Datenaustauschformaten zwischen Kunden und Dienstleistern im Publikationsprozess. Dabei werden Richtlinien zum Austausch von Farbdaten für Printmedien festgelegt.
Dem «medienneutralen» Ansatz wird ECI mit der Idee des eciCMYK untreu, aber wer will da kleinlich sein? ECI steht zu dieser unkonventionellen Vorgehensweise und folgt einem pragmatischen Ansatz.
IKEA hats vorgemacht
Das schwedische Versandhaus produziert seit einiger Zeit seinen Katalog auf ähnliche Weise. Und der IKEA-Katalog ist mit weltweit über 200 Millionen Exemplaren angeblich das auflagenstärkste Druckerzeugnis unserer Zeit.
Mit dem deutschen Unternehmen GMG (Entwickler und Anbieter von Farbmanagement-Softwarelösungen) wurde ein Verfahren entwickelt, das als Vorläufer von eciCMYK und FOGRA53 gelten kann. Bei diesem Ansatz ging es darum, einen CMYK-Farbraum zu entwickeln, der alle speziellen Druckfarbräume beinhaltet. ECI hat aus der proprietären GMG-IKEA-Lösung nun einen Industriestandard definiert, der allen offensteht.
Der CMYK-Austauschfarbraum
Charakteristisch für den eciCMYK-Farbraum ist, dass er alle wichtigen 52 Produktionsfarbräume «umschliesst». Das bedeutet, alle druckbaren Farben von beispielsweise PSOcoatedv3 oder PSOuncoatedv3 finden in eciCMYK Platz. Dabei wurden auch digitale Ausgabeverfahren miteinbezogen, zum Beispiel auch Digitaldruckmaschinen, die mit Orange, Rot, Grün Blau oder Violett drucken. Zudem stand eine stabile Farb- und Bildkonsistenz bei CMYK-nach-CMYK-Konvertierungen im Fokus. So soll es ohne Farbverschiebungen möglich sein, Bilder von einem Farbraum in eciCMYK umzurechnen. Ausserdem sollten die gängigen Proofsysteme in der Lage sein, den Farbraum darzustellen und damit eine sichere, messtechnisch belegbare Farbkommunikation ermöglichen.
Der Farbraum eciCMYK zeichnet sich durch einen starken CMY-Aufbau aus, was die Bildretusche vereinfacht. Das virtuelle Papierweiss «Lab 96,5/1/–3» stellt einen Kompromiss zwischen Auflagenpapieren mit und ohne Aufheller dar. Zudem hat der Farbraum einen sehr hohen Gesamtfarbauftrag von 400 Prozent.
Das Profil ist nicht zum Drucken geeignet, wodurch zwingend eine Transformation in die benötigte Druckbedingung stattfinden muss. Da bei einer normalen ICC-Transformation ein neuer Schwarzaufbau erzeugt wird, sollte man für diese Anpassung ein DeviceLink-Profil verwenden. ECI stellt ein Paket mit drei kostenlosen DeviceLink-Profilen zur Verfügung:
- eciCMYK_to_PSOcoated_v3_DeviceLink.icc
- eciCMYK_to_PSOuncoated_v3_DeviceLink.icc
- ISOcoated_v2_to_eciCMYK_DeviceLink.icc
Alle, die noch nach ISOcoatedv2 oder PSOuncoatedv2 drucken, müssen sich selbst um eine Lösung kümmern.
Verschiedenen Publisher-Typen
Für den am Anfang des Artikels beschriebenen Publisher, der nur eine Ausgabebedingung zu bedienen hat, ändert sich nichts. Der macht seine CMYK-Daten für diesen einen Druck.
Der Publisher, der mehrere Ausgabebedingungen bedienen muss und trotzdem seine Bilddaten ganz früh in CMYK konvertieren möchte, hat mit eciCMYK den Vorteil, dass es einerseits ein CMYK-Farbraum ist und dass dieser andererseits gross genug für viele weitere Konvertierungen ist.
Der Publisher, der seine Daten in RGB oder Lab vorhält, sollte sich eciCMYK bzw. FOGRA53 dennoch genauer anschauen. Denn wer heute fünf Proofs erstellt, um verschiedene Ausgabebedingungen zu simulieren, der könnte auf ein FOGRA53-Proof umsteigen und sieht damit alle anderen CMYK-Proofs quasi auf einen Blick. Das spart einen Haufen teure Proofs.
Konsequenzen
Druckdaten, die in eciCMYK vorliegen, müssen mithilfe von DeviceLink-Profilen konvertiert werden. Leider können dies die gängigen Layoutprogramme beim PDF-Export nicht. Für diese Aufgabe benötigt man einen entsprechenden Farbserver. Jede Druckerei hat einen, aber den wenigsten Publisher steht ein solcher zur Verfügung. Dies könnte den Prozess für den einen oder anderen verändern.
Einen Vorteil hat es sogar, einzelne Bilder nicht im RGB-Farbraum vorzuhalten, sondern doch in einem CMYK-Farbraum. Nämlich immer dann, wenn kanalspezifische Bildbestandteile eine Rolle spielen. Zum Beispiel, wenn Text im Schwarzkanal vorhanden ist, bei Firmenlogos mit definierten CMYK-Farben oder bei Comics mit schwarzen Linien. In all diesen Fällen will man die Bilder in CMYK bearbeiten und dann hat ein druckverfahrenneutraler Farbraum Vorteile.
eciCMYK ist der grösste in einem Druckstandard beschriebene CMYK-Farbraum. Er ist zwar kleiner als ein RGB-Farbraum, kommt dem aber näher als alle anderen Druckstandards. Wer also in CMYK arbeitet und dennoch zu einem späteren Zeitpunkt in den RGB-Farbraum wechseln muss, hat mit Bildern im eciCMYK-Farbraum Vorteile.
Fazit
Die Veröffentlichung von eciCMYK hat im Internet hitzige Debatten über Sinn oder Unsinn ausgelöst. Sicher wird dieser Farbraum die Produktionsweise der Branche nicht auf den Kopf stellen, aber für einen gewissen Anwenderkreis bieten sich Vorteile für den Prozess und den finanziellen Einsatz.
Immerhin unterstützt PDFX-ready bereits seit September FOGRA53.
Christoph Steffens begleitet das Publishing seit vielen Jahren als Anwender, Autor, Referent und Standortleiter der InDesign User Group Stuttgart. Er arbeitet in einem grossen deutschen Verlag. christoph.steffens@gmail.com