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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


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Tricks im Web

  • Bitte Klischees vermeiden!
  • Wird man reich mit Stockfotografie?
  • Wie hebt man sich von der Masse ab?
  • Die Krux mit den Abmahnungen
  • Automatisch freistellen
  • Photoshop fürs iPad kommt
  • Die richtige Grösse, ohne Photoshop
  • Was Adobe alles falsch macht
  • Freistellungs-Magie bei iPhone-Fotos
knowyourmeme.com

Bitte Klischees vermeiden!

(msc) Stock-Bilder gleiten leicht in Stereotype ab: Der Berggipfel, der Erfolg symbolisiert. Die ineinander greifenden Hände, mit denen man Teamwork und Zusammenhalt zeigen will. Und die immer (politisch korrekt) eth­nisch durchmischten, glücklichen Menschengruppen, die Stimmung für irgend ein Produkt oder anliegen machen könnten – die sollte man tunlichst meiden.

Die Website Know Your Meme, die vielfältige Internetphänomene sammelt, hat eine schwarze Liste der typischen Klischees erstellt (bit.ly/sf-klischees) – Hacker mit Skimasken, Frauen, die ihren Salat anlachen, oder «Ariane the Over­exposed Stock Photo Model»: Rebecca Ariane Givens, die als das berühmteste Model der Stock-Fotografie-Historie gilt. Ihr sind Sie mit Sicherheit auch schon begegnet – googeln Sie einfach mal den Namen!


improvephotography.com

Wird man reich mit Stockfotografie?

(msc) Bei vielen Bildagenturen kann man Fotos nicht nur erwerben, sondern auch selbst anbieten. Die Plattform 500px.com arbeitet seit Juli 2018 mit Getty Images zusammen. Fotos, die bei 500px hochgeladen wurden, werden auch für Getty lizenziert. Auch bei Adobe Stock haben Foto­grafen über bit.ly/as-contributor die Möglichkeit, Aufnahmen zu verkaufen.

Da stellt sich die Frage: Welche dieser Plattformen zahlt am besten? Fotograf Jim Harmer hat die Konditionen einiger Plattformen zusammengestellt (bit.ly/sf-tantiemen):

  • Shutter Stock: Zwischen 25 und 38 Cent pro Bild, mit Steigerungsmöglichkeiten über die Zeit.
  • iStock (Getty): 15 Prozent. Kommentar des Fotografen: «Autsch!»
  • Adobe Stock: 33 Prozent Kommission für Fotos und Vektorbilder, 35 Prozent für Videos.
  • 123RF: Zwischen 21 und 41 Cents.
  • Alamy: 50 Prozent der Lizenz­gebühr.

Es ist offensichtlich: Nur die Masse machts! «Wenn man sowieso Fotos macht und so einige Hundert oder Tausend Bilder hat, die sich für die Stock-Plattformen eignen, dann ist das immerhin eine bequeme Quelle für kleine Nebeneinkünfte.»


helpx.adobe.com

Wie hebt man sich von der Masse ab?

(msc) Für Fotografen, die sich von den bescheidenen Tantiemen nicht abschrecken lassen und eigene Bilder anbieten möchten, hat Adobe Tipps bereit (bit.ly/as-tipps). Die sind teilweise trivial, aber insgesamt dennoch bedenkenswert:

  • Heben Sie sich von der Masse ab: Blumen, Haustiere und Sonnenuntergänge gibt es schon zur Genüge.
  • Stellen Sie Varianten mit unterschiedlichen Bildausschnitten und Kompositionen zur Verfügung.
  • Gut funktionieren klare Motive mit kräftigen Farben, die man auf den ersten Blick erfasst.
  • Die Bilder müssen handwerklich einwandfrei sein, was die Komposition angeht. Das gilt auch für die Bildqualität und die Nachbearbeitung.
  • Keine Bildeffekte, Filter, Schwarzweiss-Entwicklungen oder ähnliches. Wenn der Käufer einen speziellen Stil wünscht, wird er die passende Bearbeitung selbst vornehmen.

Zweite Herausforderung: Die Bilder gut zu verschlagworten – die folgenden Tipps helfen übrigens generell, wenn Bilder mit Metadaten zu versehen sind (bit.ly/as-meta):

Es braucht einen kurzen Titel, der den Bildinhalt auf den Punkt bringt – und ausreichend Stichworte. Adobe empfiehlt, mit dem Hauptmotiv zu beginnen und alles zu beschreiben, was hervorsticht. Dann gilt es, die Szenerie zu beschreiben. Wichtig sind neben den deskriptiven Worten auch die konzeptionellen Schlagworte – also jene meist emotionalen Bezeichnungen, nach denen man sucht, wenn man ein Symbolbild benötigt – wie «Chance», «Zukunft» oder «Erfolg».

Schliesslich sollten es nicht mehr als 15 Stichworte sein, weil die Stock-Anbieter möchten, dass man sich aufs Wesentliche konzentriert. Markenrechtlich geschützte Worte darf man nicht verwenden – statt iPad muss es also beispielsweise Tablet-Computer heissen.


steigerlegal.ch

Die Krux mit den Abmahnungen

(msc) Wer Bilder aus dem Internet verwendet, muss auf das Urheberrecht achten. Sollte eine Aufnahme nicht richtig lizenziert worden sein, muss man mit einer Abmahnung und den entsprechenden Kostenfolgen rechnen. Rechtsanwalt Martin Steiger bespricht in seinem Blog diverse solche Fälle.

In einem jüngeren Fall (bit.ly/steiger-abmahnungen) zeigt er auf, dass auch bei Aufnahmen mit freien Lizenzen Abmahnungen ­drohen, wenn die verlange Quellen­angabe fehlt. Typischerweise muss man den Urheber namentlich ­nennen, manchmal auch den Titel des Werks zitieren und die Creative-Commons-Lizenz angeben. Bei der Online-Veröffentlichung ist es sinnvoll, sowohl die Quelle im Netz als auch die Lizenz selbst zu verlinken.

Selbst bei Fotos, die bei einer Bildagentur gekauft wurden, ist man nicht vor Abmahnungen sicher, wenn die Quellenangabe nicht in der geforderten Form vorliegt. Ein entsprechendes Beispiel schildert ein deutscher Anwalt für ein bei fotolia.de gekauftes Bild: bit.ly/fotolia-abmahnung


remove.bg

Automatisch freistellen

(msc) Und noch ein Trick fürs Freistellen von Bildern: Die Website remove.bg nimmt ein Bild entgegen, sucht sich vollautomatisch ein Gesicht und stellt die abgebildete Person frei. Als Nutzer muss man keinen Finger rühren. Das funktioniert ähnlich wie bei der Photoshop-Funktion Auswahl > Motiv. Die liefert (im Idealfall) aber auch brauchbare Resultate, wenn kein Mensch abgebildet ist.

Das Resultat lädt man als PNG-Datei herunter. Wie unser Vergleich unter bit.ly/removebg-test zeigt, funktioniert remove.bg ähnlich gut (oder schlecht) wie die im Beitrag «Freistellungs-Magie bei iPhone-Fotos» vorgestellte App Depth Background Eraser und die Motiv-Auswahl von Photo­shop. Allerdings kann man das fertige Bild bloss relativ niedrig aufgelöst herunterladen. In den FAQ heisst es jedoch, dass man an einer Erhöhung der Auflösung arbeite.


theverge.com

Photoshop fürs iPad kommt

(msc) Irgendwann 2019 soll eine «richtige» Version von Photoshop für das iPad erscheinen – nicht bloss die abgespeckte Varianten mit den Zusätzen Fix, Mix und Sketch, die es bis jetzt gibt. Ein neues Format namens «Cloud PSD» soll Änderungen via Cloud verfolgen und es so möglich machen, dass mehrere Nutzer mit separaten Geräten an der gleichen Datei arbeiten. Scott Belsky, der Chefentwickler, ist überzeugt, dass die «Ära der Datei vorbei» ist. Die Komponenten würden sich viel besser in der Cloud verwalten lassen. Ausserdem «müssten wir die Obsession überwinden, unsere Dateien auf dem Desktop, in Ordnern und Formaten zu organisieren», sagt er im Interview mit dem Online-Magazin«The Verge». bit.ly/CloudPSDs


imageresize.org

Die richtige Grösse, ohne Photoshop

(msc) Bei imageresize.org bringt man Fotos auf die richtigen Dimensionen, ohne dass man eine Bildbearbeitung zur Hand haben müsste: Man lädt das zu bearbeitende Bild hoch oder gibt dessen URL an. Dann wählt man die Zielgrösse und das Format (JPG oder PNG). Auch Spiegeln, Drehen und Beschneiden sind möglich.


blog.prototypr.io

Was Adobe alles falsch macht

(msc) Adobe muss immer wieder Kritik einstecken. Das liegt daran, dass das Unternehmen Produkte aus heiterem Himmel einstellt und die Nutzer im Regen stehen lässt. Kritik äussern natürlich auch die Leute, die keine Clouddienste nutzen und Software lieber kaufen als abonnieren würden.

Doch es gibt auch andere Gründe für Kritik: Allen Hsu kennt sich mit Benutzerschnittstellen aus und analysiert in einem Blogpost die Bedienelemente der Creative Suite: Er zeigt auf, dass die in frühen Versionen von Photoshop sehr überschaubaren Werkzeugleisten in den letzten Jahren erschlagend umfangreich geworden sind. Diese Funktionsflut liesse sich bewältigen, indem in den Menüs und den Oberflächen Prioritäten gesetzt werden. Adobe tut das nicht. Und das führt dazu, dass die Nutzer wichtige Funktionen übersehen.

Allen Hsu zeigt auch auf, wie die Gestaltung der Programme inkonsistent ist. Es gibt allein in InDesign drei verschiedene Typen von Schaltflächen: Farbig hinterlegte, kleine klassische Knöpfe und neuerdings solche mit abgerundeten Ecken. Er fragt sich auch, warum so viel Redundanz existiert, zum Beispiel mindestens drei Methoden, in Illustrator eine Farbe auszuwählen. Die Programme respektieren die Vorgaben der Betriebssysteme zu wenig, Ikönchen sind nicht selbsterklärend und es gibt unerklärliche (und unbegründete) Unterschiede zwischen den einzelnen Programmen. Das kann zur Folge haben, dass die Nutzer Selbstzweifel entwickeln oder teure Kurse besuchen – statt beim Hersteller Fortschritte bei der Benutzbarkeit einzufordern. bit.ly/adobe-interface


Apple App-Store

Freistellungs-Magie bei iPhone-Fotos

(msc) In Publisher 6-18 haben wir zwei Apps (Focos und Slør) vorgestellt, mit denen sich der Fokus bei iPhone-Bildern nachträglich verändern lässt. Der Trick basiert auf der Doppelkamera bei den neueren Modellen von Apples Smartphone, die Tiefeninformationen erfasst und auf diese Weise in der Lage ist, Bildbereiche selektiv unscharf zu rechnen – abhängig von ihrem Abstand zum Objektiv.

Nun lässt sich mit diesen Tiefeninformationen noch mehr anstellen: Statt einzelne Bereiche einfach nur unscharf zu machen, könnte man sie gleich ganz wegrechnen. Sprich: Die Bereiche im Hintergrund werden transparent, was eine automatische Freistellung ergibt – ohne, dass man mit einer Maske hätte hantieren müssen.

Die App Depth Background Eraser (2 Franken in der Vollversion) macht genau das: Sie erlaubt es über einen Regler, Bereiche mit einer bestimmten Entfernung zum Objektiv transparent zu machen. Mit einem zweiten Regler lässt sich die Kante weicher zeichnen. Das fertige Bild lässt sich als PNG mit Alphakanal exportieren und via Dropbox oder iCloud an Photoshop übergeben.

Das ist ziemlich faszinierend – aber es macht die Disziplin des Freistellens nicht komplett überflüssig: Kleinere Details müssen nachkorrigiert werden. Bei sehr feinen Sujets sind die Resultate womöglich nicht befriedigend. Wichtig ist auch, dass das Sujet mit genügend Abstand vom Hintergrund platziert ist, damit es sich sauber trennen lässt. Und schliesslich liefert das iPhone nur in einem bestimmten Bereich brauchbare Tiefeninformationen.

Doch trotz dieser Einschränkungen kann die iPhone-Kamera, richtig eingesetzt, das Freistellen massiv beschleunigen. Mehr Details, sowie Tipps zur App gibt es hier: bit.ly/depth-eraser