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Portraits reproduzieren: Ausschnitt und Hautt�ne

Ausschnitt und Hauttöne

Porträts reproduzieren

Nichts weckt derart Emotionen wie Gesichter. Der Ausdruck, die Mimik ist das eine, die ansprechende Reproduktion das andere.

RALF TURTSCHI Die Stadt- und Gemeinderatswahlen sind vorbei, Anlass für uns, die Köpfe der Wahlkampagnen auf Flyern, Plakaten und Anzeigen einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Die spannende Abbildung von Köpfen beginnt eigentlich beim Fotografen. Je nach Szene, die durch den Menschen, den Hintergrund und die Beleuchtung entsteht, gibt es gute oder weniger gute Voraussetzungen für die Reproduktion. Wenn wir nicht künstlerisch an das Thema herangehen, sondern vom normalen Porträt sprechen, gibt es gewisse Anhaltspunkte, die zum guten Bild führen.

Die Kopf steht und fällt mit der Aufnahme

Bei all den firmeninternen Broschüren und Personalmitteilungen gilt: Wer die fotografische Bildgestaltung als Thema nicht im Griff hat, der sollte sich nicht wundern, wenn die selbst gemachten Fotos zu wünschen übrig lassen. Auch Automatenfotos eignen sich nicht zur guten Reproduktion. Der Gang zum Fotografen mit einer Profi-Ausleuchtung schafft die besseren Voraussetzungen und ist nicht mal so teuer. Beim digitalen Fotografieren sollte man zudem einige Kenntnisse der benötigten Bildauflösung mitbringen. Digital fotografiert man am besten ab Stativ, weil die Kameras einen Auslösungsverzögerer besitzen, bei dem die Gefahr der Verwackelung besonders gross ist. Wer mit der automatischen Belichtung arbeitet, sollte darauf achten, genügend Helligkeit vorzufinden. Die Crux der Kameras: Sie arbeiten ähnlich wie Camcorder auch bei sehr dunklen Lichtverhältnissen. Die Kameras schrauben dann einfach die Empfindlichkeit hinauf, was zu griessigen oder körnigen Aufnahmen führt. Ich empfehle, statt mit Blitz besser mit einer externen Beleuchtungsquelle zu arbeiten. Porträts ab Internet taugen nicht für den hoch auflösenden farbigen Offsetdruck. Die Bildauflösung im Internet beträgt weniger als 100 Pixel per Inch, im Offsetdruck werden als Standard hingegen 300 ppi benötigt. Mit andern Worten kann man Internetbilder im Druck dreimal verkleinert abbilden, sonst ist mit Qualitätsverlusten zu rechnen. Gute Vorlagen zeichnen sich durch einen kräftigen Kontrast aus. Bei von vorn direkt geblitzten Bildern wirkt das Gesicht kontrastlos flach, die Schattenzeichnung verliert, und oftmals wirft der Blitz einen unschönen Schatten. Kontrast entsteht auch durch den Hintergrund. Bei Dunkelhaarigen sollte dieser nicht dunkel sein, sonst besteht die Gefahr, dass Haare und Grund sich in der Reproduktion nicht mehr unterscheiden lassen. Gute Fotografen lichten Porträts mit viel Umgebungsraum ab. Solche Bilder lassen einen quer- oder einen hochformatigen Ausschnitt zu.

Wie sieht Haut aus?

Der durchschnittlich westeuropäische Hauttyp aus unseren Breitengraden sieht natürlich anders aus als jener aus Afrika, Fernost oder aus Amerika. Es gibt blasse, sonnengebräunte, reine oder fleckige Haut mit einer riesigen Spannweite. Weiter ist das verwendete Licht von enormer Bedeutung. Dasselbe Gesicht sieht morgens oder abends in warmem Licht völlig anders aus als über Mittag, wo das Sonnenlicht kälter ist. Mit künstlichen Lichtquellen oder mit unterschiedlichem Filmmaterial kann man ebenfalls alle möglichen Nuancierungen erreichen. Oft werden in Fotolabors Farbstiche automatisch eliminiert, sodass man auf dem Papierbild nicht das sieht, was auf dem Film vorhanden ist. Wenn man Hauttöne reproduziert, gilt es, all dem Rechnung zu tragen. Den richtigen Hautton gibt es nicht. Zu rot wirkt wie Sonnenbrand, zu grün wirkt kränklich, zu blass wirkt farblos.

Hauttöne messen

Mit der Pipette in der Werkzeugleiste kann man Hauttöne in den einzelnen Farbkanälen messen. Damit erhält man zwar nicht die ganz grosse Sicherheit, messen ist aber besser, als sich im luftleeren Raum zu bewegen. Eine Faustregel (der man nicht sklavisch nachleben darf) für sonnengebräunte gesunde Haut besagt, dass ein Hautton aus etwa 7–10% mehr Yellow als Magenta besteht und dass der Yellow-Wert und der Magenta-Wert : 2 dem Cyan-Wert minus 10–20% entspricht. Lesebeispiel: M: 40% Y: 50% total 90% : 2 = 45% – 15% = C: 30% Den Schwarzanteil kann man ignorieren, weil er nicht farbrelevant ist, sondern nur für den Kontrast sorgt. Die hier gezeigten Beispiele halten sich bewusst nicht an diese Regel.

Hauttöne vergleichen

Eine andere praktikable Methode ist, ein Photoshop-Bild als Referenz auf den Bildschirm zu nehmen und es mit dem zu reproduzierenden Bild zu vergleichen. Allerdings muss dieses Bild gedruckt worden sein oder als druckverbindliches Proof vorliegen. Auf diese Art kann man sich sehr wohl an einen zumutbaren Hautton herantasten. Die Haut sieht je nach Licht und Hintergrundton immer anders aus. Zudem reagiert das Auge relativ fehlerverzeihend, sodass wirklich nur grobe Schnitzer augenfällig stören.

Korrigieren von Hauttönen

Es gibt sicher mehrere Methoden, wie man Bilder farblich verändern kann. Im Menü «Bild» unter «Einstellen» findet man «Gradationskurven» oder «Farbbalance», womit Töne wärmer oder kälter gehalten werden können.