Die Grossformatdruck-Branche trifft sich in Hamburg

ANGELA STARCK Die Fespa hat in den letzten Jahren enorm an Stellenwert gewonnen und ist mittlerweile die grösste Veranstaltung der Grossformatdruck-Branche. Die diesjährige Fespa Digital wird in vier Hallen mit insgesamt etwa 16     x000 Quadratmetern auf dem Hamburger Messegelände stattfinden. Nach Aussage der Messeleitung werden gut 380 Aussteller ihre Produkte und Dienstleistungen präsentieren und es werden über 15 000 Besucher aus 125 Ländern erwartet. Diese Fespa Digital wird also wiederum grösser als die Vorveranstaltung 2009 in Amsterdam mit 300 Ausstellern auf einer Fläche von 14 500 Quadratmetern.

Auch diesmal umfasst das Messeprogramm verschiedene Zusatzveranstaltungen wie Workshops, Vorträge und zum Beispiel den Wettbewerb «Wrap Cup Masters Series», bei dem täglich der beste Autoverkleber gekürt wird.

Zum Thema Textildruck gibt es gleich zwei weitere Termine. Neben der zum dritten Mal stattfindenden Fespa Digital Textile Conference wird mit der Fespa Fabric eine Messe in der Messe durchgeführt, die sich mit dem Textil- und Bekleidungsdruck beschäftigt. Sie findet vom 24. bis 26. Mai auf ungefähr 3000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in Halle B1 des Messezentrums Hamburg statt, die über einen kurzen Korridor mit den Hallen der Fespa Digital 2011 verbunden ist.

Stimmungslage der Branche

Um vor der kommenden Fespa die Verfassung der Grossformatdruck-Branche besser beurteilen zu können, haben die Messeveranstalter vom Meinungsforschungsinstitut InfoTrends zum Jahresende 2010 ihre bislang vierte Wirtschaftsumfrage durchführen lassen. 432 Befragte aus aller Welt, darunter Serviceanbieter (fast 50 %), Hersteller (22 %) und Wiederverkäufer (18 %), nahmen daran teil.

Die Aussagen bestätigen eine durchaus positive Stimmungslage. So gehen 86 Prozent der Befragten davon aus, dass ihr Geschäft 2011 wachsen wird – mehr als die Hälfte erwarten ein Wachstum von mehr als 10 Prozent, mehr als 17 Prozent rechnen mit einem Wachstum von über 25 Prozent. Die Hälfte aller Befragten sind der Überzeugung, dass die Branche die wirtschaftliche Flaute hinter sich gebracht hat und zu neuen Investitionen bereit ist.

Aber es gibt auch Belege für das Anwachsen der Konkurrenz durch das Digital Signage. So sehen oder erwarten 76 Prozent der Befragten, dass der Grossformatdruck durch die digitale Beschilderung beeinflusst wird. Allerdings gab es auch starke Zustimmung zu der Aussage «Mein Unternehmen untersucht Methoden, um sich an der Werbung mit digitaler Beschilderung zu beteiligen.»

Green Printing im Fokus

Die aktuelle Wirtschaftsumfrage belegt ebenfalls eine steigende Nachfrage seitens der Kunden nach umweltverträglich produzierten Prints. So berichteten 45 Prozent der Befragten von einer stark erhöhten Nachfrage nach dem «grünen» Druck. In der Folge haben bereits fast die Hälfte der befragten Grossformatdruck-Unternehmen ihre Produktionsverfahren auf umweltfreundlichere Methoden umgestellt. Dazu gehören eine umweltfreundlichere Medienauswahl (71 %), ein besseres Abfallmanagement (59 %) und das Recycling von Abfällen (47 %). 59 Prozent der Teilnehmer der Umfrage haben bereits durch Investitionen in UV-, Latex- oder wasserbasierte Drucksysteme die Verwendung von Lösungsmitteln reduziert.

Nach eigener Aussage haben bereits 72 Prozent der Hersteller auf diesen Trend reagiert und Produkte entwickelt und/oder eingeführt, die umweltfreundlichere Druckverfahren unterstützen. Dies wirkt sich insbesondere durch ein immer breiter werdendes Angebot an so genannten «grünen» Bedruckstoffen und Farben aus.

Mactac (Halle A3, Stand E51) wird auf der Fespa beispielsweise seine neue, PVC-freie Selbstklebefolie JT 5422 P präsentieren. Die 100 µ starke, weiss glänzende PP-Folie mit Oberflächenbeschichtung ist für kurz- bis mittelfristige Verklebungen im Innen- und Ausseneinsatz konzipiert. Sie ist chlor- und Phthalat-frei und kann mit lösemittelbasierenden, Latex- und UV-Tinten bedruckt werden.

Von Heytex (Halle A1, Stand B30) kommt mit HEYblue digiline gleich eine neue Linie von umweltverträglichen Bedrucktextilien für die Verwendung im Indoor- und Outdoor-Bereich. Die PVC-freien Gewebe sollen weder Weichmacher, Bleichstoffe, Schwermetalle oder karzinogene Farbstoffe enthalten und so komplett rezyklierbar sein.Neschen (Halle A4, Stand B11) wird mit Solvoprint/Printlux PP nolite 210 ebenfalls ein PVC-freies Substrat vorstellen. Die Polypropylen-(PP-)Druckfolie für Roll-up-Systeme mit silberner Rückseite soll auch im Verbund mit einem PP-Laminat wie Filmolux PP umweltverträglich sein.

Öko-Tinten auf dem Vormarsch

Auch bei den Tinten wird Umweltverträglichkeit zu einem immer wichtigeren Verkaufsfaktor. So wird etwa Mutoh (Halle A3, Stand E11) seine umweltverträgliche Biolactite-Lösungsmitteltinte, die zu 50 Prozent aus Ethyllaktat – einem aus Korn gewonnenen Lösungsmittel – besteht, auf der Messe zeigen. Zudem wird Mutoh die neue, HAP- (Hazardous Air Pollutants) und VOC- (Volatile Organic Compounds)freie sowie geruchlose 3D-UV-Tinte vorstellen, die sich um bis zu 200 Prozent dehnen lässt und sich so etwa für Verpackungen oder Beschilderungen eignet, die nach dem Druckprozess gebogen, gewellt oder tiefgezogen werden sollen.

Bordeaux Digital PrintInk (Halle A4, Stand D38), ein Hersteller von Alternativtinten für Grossformatdruck-Systeme, kündigt Green-Solvent-Tinten für verschiedene Printermodelle an. Die umweltverträglichen Lösemitteltinten aus rein natürlichen Grundstoffen erweitern die Palette des Herstellers von Eco, Low und milden Lösemitteln sowie Tinten für die UV- und UV-LED-Drucktechnologie.

Speziell für das Bedrucken von Textilsubstraten auf ökologischer Basis präsentiert Kornit (Halle B1, Stand 175) auf der diesjährigen Fespa Fabric unter anderem seine wasserbasierten Pigmenttinten für den Textildruck, mit denen sich alle Arten von Textilien bedrucken lassen sollen.

Neue Textildrucksysteme

Bei den Präsentationen neuer Drucksysteme rückt in diesem Jahr das Thema Textildruck weiter in den Vordergrund, denn Anwendungen wie zum Beispiel Soft Signage gewinnen zunehmend an Bedeutung. Ausserdem gilt der grossformatige Stoffdruck wegen der Verwendung von zumeist umweltfreundlichen Tinten auch als «grünes» Druckverfahren.

Ein entsprechendes Drucksystem wird etwa bei Durst (Halle A1, Stand D80) Premiere feiern. Der schnelle Grossformatdrucker Kappa 180 bedruckt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 320 Quadratmetern pro Stunde ganz unterschiedliche Textilsubstrate mit Reaktiv-, Acid- oder Dispersionstinten. Der Kappa 180 verfügt über eine Druckbreite von 190 Zentimetern sowie eine Auflösung von 1056 × 600 dpi.

Auch von Stork (Halle A1, Stand 31) kommt ein neuer grossformatiger digitaler Textilprinter, der sogar eine Geschwindigkeit von 550 Quadratmetern pro Stunde bietet. Der «Sphene» besitzt eine Druckbreite von 180 Zentimetern, einen integrierten Trockner und arbeitet mit den ebenfalls neuen Nebula-Reaktivtinten von Stork, die sich insbesondere für das Bedrucken von Naturfasern eignen.

Darüber hinaus zeigt Stork das neue schmalbandige System DSI 5330 für den Etikettendruck. Es arbeitet mit UV-Tinten in den CMYK-Farben sowie Weiss, besitzt eine Druckbreite von 33 Zentimetern und eine Geschwindigkeit bis 35 Meter pro Minute.

Ein weiteres Textildrucksystem wird EFI (Halle A1, Stand H30/J30) auf der Messe erstmalig ausstellen. Beim brandneuen Vutek TX3250r handelt es sich um einen 3,2-Meter-Printer, der die neuen, besonders schnell trocknenden TX3250r-Sublimationstinten von EFI nutzt und entweder direkt auf den Stoff oder auf Transferpapier ausgeben kann. Der neue Grossformatdrucker soll eine ganze Reihe verschiedener Substrate mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Quadratmetern pro Stunde bedrucken können und sich für den Betrieb rund um die Uhr (24/7) eignen.

Weitere Maschinenpremieren

Mimaki (Halle A4, Stand E20/D20) stellt mit dem Grossformatdrucker JV34-260 einen für den Signage-Markt konzipierten Printer vor, der wahlweise mit wasser-, lösemittelbasierenden Tinten oder Sublimationstinten druckt. Letztere eignen sich für das Bedrucken von Textilien einschliesslich Bannern und Fahnen. Der JV34-260 besitzt eine Druckbreite von 2,60 Metern, bietet Auflösungen bis 1440 dpi und kann bis zu 30 Quadratmetern in der Stunde ausgeben. Auf dem Stand von Mimaki wird auch GMG mit seinen aktuellsten Farbmanagementlösungen zur Herstellung von farbverbindlichen Verpackungsprototypen und Druckmustern vertreten sein.

Roland DG (Halle A3, Stand B10) wird auf der diesjährigen Fespa Digital sein 30-jähriges Firmenbestehen feiern und verschiedene Neuigkeiten zeigen. Unter anderem wird ein neuer UV-Flachbettdrucker präsentiert, von dem auf der PSI-Messe bereits ein Prototyp gezeigt wurde. Zudem kündigt das Unternehmen Neuheiten im Bereich Textil- und Metallicdruck an.

Bei Fujifilm (Halle A4, Stand B10) wird unter anderem ein neues Mitglied der Uvistar-Reihe von supergrossformatigen Rolle-zu-Rolle-Anlagen Premiere feiern. Darüber hinaus werden die jüngsten Uvijet-Tintenrezepturen in Verbindung mit der Acuity Advance HS-Plattform präsentiert.

Im Bereich der Weiterverarbeitung von Grossformatdrucken hat Zünd (Halle A1, Stand B20) zur Fespa Digital ein neues vollautomatisiertes, digitales Schneidsystem für Displays, Schilder und Verpackungen angekündigt. Das Board Handling System ist modular aufgebaut und die Zu- und Abführung des Materials erfolgt automatisch.

Nischenmärkte im Kommen

Auch diesmal wird die Fespa Digital eine Plattform für interessante Nischenanwendungen sein. So präsentiert etwa der Druckkopfhersteller Xaar (Halle A4, Stand E10) Neuigkeiten zum digitalen Bedrucken von Keramik wie Wand- und Bodenfliesen mit hitzebeständigen Tinten, die nach dem Druck gebrannt werden.

Ein weiterer Trend mit Zukunft für Grossformatdruck-Anbieter ist das Interior Design. Da sich mit UV-härtenden Farben fast beliebige Substrate direkt bedrucken lassen, sind auch eine ganze Reihe von dekorativen, individuellen und zudem verhältnismässig kostengünstigen Druckanwendungen etwa bei der Möbelherstellung, im Innenausbau oder Ladenbau möglich. Beispiele dazu zeigt unter anderem Neschen (Halle A4, Stand B11).

Insgesamt bleibt der Grossformatdruck-Markt dank vieler technischer Innovationen und ungewöhnlicher Anwendungsmöglichkeiten in ständiger Bewegung und eröffnet so auch immer neue Ertragschancen.